Mittwoch, 18. April 2012

"Danke, emanzipiert sind wir selber!"


Familienministerin Kristiana Schröder hat ein Buch schreiben lassen: "Danke,  emanzipiert sind wir selber!" heißt es und soll wohl ein bisschen nach keckem Mädchen klingen. Wem und wofür sie dankt, bleibt ebenso unklar, wie die Verwendung des Plurals. Meint sie die Autoren, ihren Knecht Ole oder spricht sie
gleich für den Rösler oder die CDU mit?  Dabei ist und bleibt die Fleisch gewordenen Barbiepuppe Inbegriff des konservativen Weltbildes, wie es Helmut Kohl sich nicht trauter erträumen könnte. Das Buch, dessen praktischerNutzen ungefähr der zweiten Auflage von „100 Internetseiten, die Sie kennen sollten“ aus dem Jahr 1998 entspricht,enthält einen Haufen toller Tipps für junge Eltern, wie z.B."Frauen erzielen ein höheres Einkommen, wenn sie ganztagsstatt teilzeit arbeiten."
Abb. Sexsymbol oder knallharte Emanze oder doch beides?

Ferner schreibt sie darin, warum ihr der Begriff „Flexiquote“ so toll gefällt. („Der ist meinem Mann Ole eingefallen, als er mal mit 1,7 Promille auf dem Weg vom Schützenfest angehalten wurde.“) und warum sie den Ausdruck „Herdprämie“ für das von ihr erfundene Betreuungsgeld doof findet. („Manche wollen sich gar kein Herd kaufen, sondern lieber eine Mikrowelle oder einen dieser neuen digitalen
Milchaufschäumer, wie mir Ole einen zum Muttertag geschenkt hat.“). Außerdem bekäme auch nicht jede Mutti Betreuungsgeld, sondern nur solche, die mit ihren Kindern zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen, aber ohne diese teuren Impfungen in Anspruch zu nehmen und nur wenn die Frauen vorher ihr Kopftuch abnehmen. Außerdem erklärt Deutschlands erste Bundesministerin, der während der Dienstzeit ein Kind gemacht wurde, warum sie die von ihr entdeckten Bildungsgutscheine für eine gute Sache hält: „Da bekommt man viel Bildungs für einen einzigen Gutschein und kann danach zum Beispiel Oboe oder Bratsche blasen.“ Frau Schröder erzählt auch viele spannende, private Neuigkeiten, wie die, dass sie das ZDF toll findet („Dieser Lanz ist ja ein toller Hecht, der steht aber leider nur auf ältere Frauen.“) und verrät das Geheimnis ihres ungesundes Teints: "Abends vor dem Fernseher lege ich immer ein paar Scheibletten auf die Tränensäcke, dann sieht man weniger von der ganzen Unordnung im Wohnzimmer." Etwas enttäuschend bleibt die Auswahl an Kochrezepten, die sich auf Leberwurstbrot und Tütensuppe beschränken, auch eine Strickanleitung für ihre legendären Miniröcke sucht frau vergebens. "Dafür liegen jedem Band herzige selbstgemalte Kinderbilder bei, die sind aber nicht von meiner Tochter, sondern noch von den Blagen meinen Vorgängerin, die damit alle Büroschränke voll gestopft hatte."
Das Buch endet mit der Wiedergabe einiger Leserbrief, in der die knapp dreißigjährige Ministerin  als "Mutter der Nation" bezeichnet wird. Toll, dass man eine Fangemeinde hat, die nicht mehr allen Latten am Zaun hat. Und die Verehrte merkt es nicht einmal!



Elke Heidenreich (Journalistin): „Lesen!“

Abdellatif Rouali (Salafist): „Lies!“

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