Dienstag, 7. Dezember 2010

Soziales Klima wird eisiger

Einer aktuellen Studie zufolge ist in Deutschland eine "deutliche Vereisung des sozialen Klimas" zu beobachten. Vor allem in höheren Einkommensgruppen gibt es eine Zunahme "abwertender, menschenfeindlicher Einstellungen" gegenüber sozial schwachen Gruppen und Minderheiten, wie aus Untersuchung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld hervorgeht. Fremdenfeindlichkeit nimmt bei den Besserverdienenden danach ebenso zu wie die negativen Einstellungen gegenüber Langzeitarbeitlosen und Obdachlosen.
Die Wissenschaftler um Studienleiter Wilhelm Heitmeyer sprachen von einer "rohen Bürgerlichkeit" und einem "Klassenkampf von oben". Es zeichne sich ein Rückzug der höheren Einkommensgruppen vom sozialen Zusammenhalt der Solidargemeinschaft ab. Infolge der Wirtschaftskrise gehe es den Besserverdienenden vor allem um die Sicherung eigener sozialer Privilegien. Während sich Arme stärker mit Hilfebedürftigen wie Arbeitslosen solidarisieren, selbst wenn sie sich von der Krise bedroht und benachteiligt fühlen, sei dies bei Menschen mit hohem Einkommen deutlich seltener der Fall.

Die Langzeitstudie "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Deutschland", bei der allein dieses Jahres 2000 Personen befragt wurden, untersucht seit 2002 Ausmaße, Entwicklungen und Ursachen von Vorurteilen gegenüber gesellschaftlichen Gruppen.
Während Alt-Bundeskanzler Kohl sich gerührt zeigte, blieb FDP-Vorsitzender Guido Westerwelle selbstkritisch: „Wir werden uns auf diesem Erfolg nicht ausruhen. Ehegattensplitting, Abwrackprämie für Oberklasseautos, Steuerbefreiungen für Flugbenzin, Yachten, Whirlpools und Dienstboten reichen allein nicht aus. Hartz-IV kürzen, Elterngeld einstampfen, Wohngeld nur noch für Lofts … Ach, haben wir schon. Dann weiß ich auch nicht. Vielleicht 1-€-Kräfte zwangsweise zur Teilnahme bei Wetten-Dass-? verpflichten!“

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